Prof. Dr. Bruno W. Reimann
bruno.w.reimann@online.de

Dieser Leserbrief, als Anwort auf den Leserbrief von Erika Beltz gedacht, wurde von der Gießener Allgemeinen Zeitung, nicht akzeptiert. Man will keine zweite Runde. Eine ziemlich bescheuerte Haltung.


Leserbrief zu

Stele für Ria Deeg. Unvollständiges Ensemble, GAZ 29.12.2020

 

Stalin ist „verbrannt“

 

Ria Deeg hat in dem besagten Interview von 1991 auf die Frage der Interviewerin „Wie sah man denn als Kommunist die Sowjetunion“ im Zusammenhang geantwortet und das von mir zitierte Bekenntnis zu Stalin abgelegt. Es handelt sich um einen Block von Argumenten und keine aus dem „Zusammenhang gegriffenen Aussagen.“ Im Übrigen sprach ich nicht von der „glühenden“ sondern von der „überzeugten“ Stalinistin Deeg. Diese Aussage bestätigt nun Erika Beltz selbst in ihrer Entgegnung, indem sie von Deegs „Anerkennung und Dankbarkeit gegenüber Josef Stalin“ spricht  und eine Reihe angeblicher Stalin-Würdiger auflistet. Um die Stalinistin Deeg zu salvieren, soll der politische Massenmörder Stalin salonfähig gemacht werden. Aus Tenor und Inhalt des Leserbriefes spricht eine seit einiger Zeit im Gang befindliche Umwertung des Rolle Stalins. Sahra Wagenknecht lobte vor Jahren Stalins fortschrittliche Rolle bei der Modernisierung der Sowjetunion, handelte sich von Klaus Bednarz das Etikett „Neo-Stalinistin“ ein, was von zwei Gerichten bestätigt wurde. In Putins Rußland wird seit einigen Jahren Stalin als Held, als Superstar gefeiert, es gibt ein „Stalin-Revival“. Man befördert die Sache eines freiheitlichen menschenfreundlichen Sozialismus nicht, indem man das erste große und fehlgeschlagene sozialistische Experiment und die Figur, die im Zentrum stand, Stalin, auf die eine oder andere Art umzudeuten versucht, aus Stalin den großen gesellschaftlichen Systemingenieur macht, dem man seinen Tribut zollt. Stalin ist, in welcher Funktion auch immer, weltgeschichtlich als Figur „verbrannt“ und insofern auch alle, die sich auf die eine oder andere Weise mit ihm affiliierten.

Prof. Dr. Bruno W. Reimann