Prof. Dr. Bruno W. Reimann
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René Halkett (1900-1983)

Zu Recht erheischen die Schicksale der Emigranten das Interesse, in verstärktem Maße, wenn es sich um Literaten, Künstler, Wissenschaftler handelt. Zu den großen Figuren der Emigranten gehört Halkett nicht, aber sein Leben ist facettenreich und interessant. Besonders interessant dadurch, daß er der Sohn der Freifrau Emily von Fritsch, einer geborenen van der Hoop, war, die, von Hof Schmitte in Biebertal kommend, sich nach Weimar verheiratet hatte. Zur Familie von Fritsch gehören eine Reihe respektabler Figuren, zwei Staatsminister zu Zeiten Goethes, Hugo von Fritsch, der das BAUHAUS mit auf den Weg brachte, Werner von Fritsch, Oberbefehlshaber der Deutschen Wehrmacht, der sich Hitler entgegenstellte u.a. Albert Georg Friedrich Freiherr von Fritsch nannte sich ab den 30er Jahren nach seinen schottischen Vorfahren aus der mütterlichen Linie René Halkett. Deren wohl berühmtester war General Halkett (1783-1863), der 1815 in der Schlacht bei Waterloo Napoleon entgegenzog. Halkett könnte man als Vorfahren der Hippies betrachten, Gitarre spielend bei den Wandervögeln, durch verschiedene "Gemeinschaften" (Loheland, die Sekte Muck-Lambertys) ziehend.

Halkett war auch im BAUHAUS, hat dies und jenes gemacht, auch Segelfliegen, aber nichts mit professioneller Konsequenz. Über Halketts Leben liegt ein Schatten. Der Zeitungsartikel macht nicht deutlich, daß Thomas B. Schumann diesen Schatten übergangen hatte. In meiner Diskussionsbemerkung wies ich darauf hin, daß Halkett Anfang der 20er Jahre als Mitglied eines litauischen Freikorps in Potsdam einen Gefangenen, einen "Roten", auf der Flucht erschoß, mitten ins Herz. Er schreibt darüber reichlich lapidar: "Über fünf Jahre hinweg hatte man mich darin gedrillt, Befehle ohne Nachdenken zu befolgen." Er bezieht sich dabei auf die fünf Jahre, die er vom 12. Lebensjahr an in einer Kadettenanstalt verbracht hatte. Dieser Sachverhalt wird gerne, z.B. in Ausstellungen und Lesungen in Biebertal, in einer Publikation von Dr. Jutta Failing im OHG, übergangen und eskamotiert. Er gründet in der Idyllisierung der Ortsgeschichte.